06.09.2006 - Nur jede zweite Unternehmenstransaktion ist erfolgreich

Hauptproblem Integration / Unternehmen unterschätzen Schwierigkeiten / M&A-Boom soll anhalten

 

Der Fusions- und Übernahmeboom in Deutschland wird nach Meinung der deutschen Unternehmen anhalten. Nachdem im vergangenen Jahr in Deutschland Unternehmenstransaktionen im Wert von 113 Mrd. Euro durchgeführt wurden, erwartet die Mehrheit der Unternehmen eine weitere Steigerung des Transaktionsvolumens. Die getätigten Transaktionen führen allerdings nicht immer zu Wertzuwachs – im Gegenteil: jede zweite Transaktion vernichtet Unternehmenswert. Das sind Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Die Studie basiert auf einer Analyse von 189 Transaktionen, die im Zeitraum der letzten 14 Jahre von börsennotierten Unternehmen durchgeführt wurden, sowie einer Befragung von 147 Unternehmen und 53 Stakeholdern und Vertretern von Interessengruppen [1].

 

74 Prozent der befragten Unternehmen und Interessengruppen erwarten, dass sich der Transaktionsmarkt in Deutschland in den kommenden zwei Jahren stark entwickeln wird, dass also die Zahl und der Wert der durchgeführten Unternehmensfusionen und -akquisitionen weiter steigen werden. Haupttreiber des anhaltenden M&A-Booms ist nach Ansicht der Unternehmen der sich weiter beschleunigende Konzentrationsprozess in zahlreichen Branchen. Viele Großunternehmen hätten zudem ausreichend liquide Mittel, um zuzukaufen. Für viele Unternehmen sei daher derzeit die Gelegenheit günstig, die eigene Marktposition mit Hilfe von Übernahmen auszubauen.

 

Nur jede dritte Transaktion führt zu deutlichem Wertzuwachs

Bei weitem nicht jede Transaktion ist erfolgreich. Zwar haben sich die Aktienkurse von Unternehmen, die an Transaktionen beteiligt waren, in der Vergangenheit im Durchschnitt besser entwickelt als die Kurse von Unternehmen, die keine Fusionen oder Übernahmen getätigt haben [2]. Immerhin bei 50 Prozent der analysierten Fusionen und Übernahmen entwickelte sich der Aktienkurs in den Folgejahren allerdings schlechter als der Branchenindex. Jede zweite Transaktion ist wertvernichtend – nur etwa jede dritte Transaktion führt zu einer erheblichen Wertsteigerung für das Unternehmen.

 

Größtes Problem: Mangelhafte Integration

Aus Sicht der Unternehmen scheitern Transaktionen vor allem am mangelhaften Management der anschließenden Integration der verschiedenen Unternehmensteile: 85 Prozent der Unternehmen, die über vielfältige Erfahrungen mit Transaktionen verfügen, geben an, dass ein falsches Integrationsmanagement ein wesentlicher Grund für das Scheitern von Transaktionen ist. 69 Prozent der Unternehmen sehen in einer unzureichen-den Transaktionsvorbereitung eine wichtige Ursache für das Fehlschlagen von Fusionen und Übernahmen. „Für eine erfolgreiche Transaktion ist eine sauber durchgeführte Due Diligence, die Identifikation von Synergiepotenzialen, die Errechnung eines realistischen Kauf-/Verkaufs-preises sowie die Erarbeitung eines soliden Finanzierungskonzepts genau so wichtig wie die Integration, die interne wie externe Kommunikation und das Halten von Leistungsträgern“, sagt Samy Walleyo, Partner bei Ernst & Young. „Eine Unternehmenstrans-aktion ist kein Selbstläufer“, betont Walleyo. „Viele Unternehmen unter-schätzen die Risiken und Schwierigkeiten, die sich gerade im Vorfeld von Transaktionen und im Management der anschließenden Integration auftun können“.

 

Transaktionsmanagement auf eigene Faust

Den Transaktionsprozess mit all seinen Facetten und Einzelfragen zu beherrschen, ist eine der komplexesten Aufgabe, vor der ein Unternehmen stehen kann. Dennoch versuchen viele Unternehmen, die dabei anfallenden Probleme auf eigene Faust zu lösen. Nur in Bereichen, wo hochspezialisiertes Expertenwissen gefragt ist – etwa beim Umgang mit rechtlichen und steuer-lichen Aspekten im Rahmen der Transaktion – greift die Mehrheit auf externe Berater zurück.
Managementaufgaben glauben die Unternehmen hingegen am besten selbst erledigen zu können. So würden nur 27 Prozent der Unternehmen externe Berater zu Steuerung der Integrationsphase hinzuziehen, bei Prozess-anpassungen im Bereich Finanz- und Rechnungswesen würden nur 22 Prozent auf Know-how von außen zurückgreifen. „Die meisten Unternehmen versuchen, gerade die Integration selber zu managen – obwohl sie wissen, dass gerade hier viele Fallstricke lauern und obwohl sie auf diesem Gebiet zumeist kaum Erfahrung haben“. Die Unternehmen überschätzen dabei offensichtlich ihre eigene Performance: Während nur 14 Prozent der Unter-nehmen Verbesserungspotenzial beim eigenen Integrationsmanagement erkennen, gehen 64 Prozent der Investoren von erheblichem Optimierungs-potenzial aus.

 

[1] Dazu zählen: Banken, Venture Capital-Gesellschaften, Private Equity-Häuser, Analysten, Journalisten und Professoren

[2] Das zeigt eine Analyse von 189 Transaktionen, die im Zeitraum der letzten 14 Jahre von börsennotierten Unternehmen durchgeführt wurden und an denen 88 Unternehmen beteiligt waren.

 

Quelle: Ernest & Young Studie, Sept. 2006


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