27.04.2025 - Warum verdienen die sog. Standdienstschulungen oder -trainings zu oft ihren Namen nicht?
Die meisten Aussteller auf Fachmessen führen kurz vor Messestart – oft am Tag vorher, wenn ggf. auch die ausländischen Kollegen mit Standdienstrelevanz angereist sind – eine Vorbereitungsveranstaltung für die StanddienstmitarbeiterInnen durch, sog. Standdienstschulungen oder -trainings. Kurz vor Messebeginn – damit ist schon klar, ein Training kann das nicht sein, denn ein Training setzt ja Praktizieren und Üben voraus, wofür aufgrund der Kürze zum Messebeginn nicht annähernd genug Zeit wäre. Auch der Begriff „Schulung“ trifft es eher nicht, denn eine Kompetenzsteigerung durch „Unterricht“ findet kaum statt, es wird eher das Wissen zum Messeauftritt des Unternehmens vermittelt.
Bei all den sog. „Standdienstschulungen/-trainings“, denen wir im Rahmen beauftragter anderer Messeprojekte (wie z.B. Standanalysen, Standdienstcoaching, Mitbewerberanalysen, Standbesucherbefragungen) beiwohnten, wurde sich auf zwei Bereiche beschränkt:
1) Am Abend vor der „Schulung“ oder am Abend vor der Messeeröffnung in einem örtlichen Restaurant ein geschlossenes get-together als Socializing- und Motivationstreffen für das Standpersonal.
2) Die eigentliche „Schulung“: Vermittlung der Standthemen und -inhalte, insbesondere der Exponate, deren Features, Platzierung im Stand und wer die zuständigen Produktexperten als Ansprechpartner für Second- oder Third-Level Besucherfragen sind. Zudem – oft vage, generisch und unquantifiziert die Ziele der Messebeteiligung – sowie organisatorische Details, wer Standleiter ist, wie die Einteilung von Standdienstschichten, die Präsenz- und Pausenzeiten, Informationen zum Inhalt und Ausfüllen der Formulare zur Erfassung von Besuchergesprächen, zum Leadmanagement, zu Hotelunterbringung und Hoteltransfer, ggf. Reservierungsmodi von Besprechungskabinen, Bewirtungstischen etc.. Bei weiter gedachten Veranstaltungen wurden auch wesentliche Mitbewerber besprochen, deren Hallenplatzierung und Schwerpunktthemen.
Also im Wesentlichen eine reine Informationsveranstaltung. Sprechen wir daher also zutreffenderweise besser über eine Standdienstunterweisung oder Standdienstinformation, aber bitte nicht über „Schulung“ oder „Training“! Denn dazu müsste eine sytematische Qualifizierungsmaßnahme durchgeführt werden ohne unbedingt notwendigen konkreten Messeanlass oder im weiteren Vorfeld einer Messeveranstaltung mit dem Ziel einer gezielten Kompetenzerhöhung von MitarbeiterInnen, die auf Messen als Standdienst eingesetzt werden sollen.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Die unmittelbar vor Messen eingangs beschriebene Standdienstinformation ist absolut zweckmäßig und soll in ihrer Bedeutung keinesfalls geschmälert werden! Nur – sie vermittelt Informationen, bestenfalls Wissen, und hat mit systematischer Schulung oder mit gezieltem Training zur Kompetenzsteigerung nichts zu tun. Diese sollten additiv durchgeführt werden, um grundsätzliche Kompetenzen von StanddienstmitarbeiterInnen zu vermitteln, zu aktualisieren, zu steigern. Von uns durchgeführte Standdienstschulungen bzw. -trainings umfassen dazu rhetorische Inhalte, Kommunikations- und Argumentationsschulung, Verhalten auf dem Messestand, Besucheransprache, Dialogtraining, Schaffen von Verbindlichkeit, interkulturelle Aspekte u.v.m. – unternehmensspezifisch und didaktisch konzipiert für die jeweilige Branche, das Produktspektrum und Kulturräume der relevanten Messelocations bzw. ausländischer Besucher. Und dann treffen auch die Begriffe „Schulung“ bzw. „Training“ zu.